Ornavassoturm

Der Ornavassorturm dient einerseits mit seinen Obergeschossen der Munizipalgemeinde Naters zu Unterrichtszwecken. Anderseits dienen die Räumlichkeiten im Erdgeschoss den kochenden Männern zum Zubereiten von hervorragenden Mahlzeiten.

Zum Ornavassoturm gehört auch die Sage der Zwingherren:

"Im Turm lebten früher Zwingherren. Ich könnte heute noch zeigen, wo dort ein verborgener Eingang war. Einer führte von der heutigen Wirtschaft zur Linde  in den Turm, der andere in die alte Mundgasse. Jetzt sind sie zugemauert.

In diesem Turm sollen vier oder fünf Zwingherren gewohnt haben. Ihnen mussten die Natischer für die ersten sechs Nächte die jungverheirateten Frauen abgeben. Da schlossen sich endlich die Familien Gasser, Schmid und Ruppen zusammen und verheirateten zwölf Paare. Diese erschlugen vier der Herren und flohen am Abend über den Simplon. Sie gründeten das Dorf Ornavasso. So lange sie Deutsch redeten, waren sie frei von allen Steuern. Noch heute haben die Ornavasser regelmässige Kontakte mit den Natischern. Ein Zwingherr wäre noch am Leben geblieben. Man wollte ihn aushungern, aber zum Spott stellte er immer noch Schinken und Käse zur Schau. Damals hatte man die Abtritte (Toiletten) noch ausserhalb der Häuser. So war es auch mit dem Turm. Auf dem Abtritt erwischte man ihn schliesslich mit einem vergifteten Pfeil.

Später, zur Zeit, als der alte Salzmann hier Chef war, wollte er diesen alten Turm abreissen. Die Natischer waren damit aber gar nicht einverstanden. Darum stelle Salzmann Brigerberger an. Da aber erhob sich im Natischer Berg "ds gross Chaschpi ", sammelte alle Leute um sich und sie zogen, mit Knüppeln bewaffnet, nach Naters. Mein Urgrossvater, einen Schlitten auf dem Rücken, begegnete ihnen. ''Ds gross Chaschpi" riss ihm den Schlitten weg und befahl: "Du kommst auch mit! "

Als die Bergler mit Geschrei bei der Muttergotteskappelle ankamen, flohen die Brigerberger. Den alten Salzmann drängten die Natischer in seiner Wirtschaft im Judengässlein auf den Ofen in der Ecke  und nötigten so, dass er vor Angst schwitzte. Er gab ihnen aber genug zu trinken, so dass am Abend alle besoffen wieder bergauf gingen."

Quelle: Josef Eyer

Zurück